Ein etwa 40 cm langes braunes Nagetier mit runder Nase und langem Schwanz hockt auf einem Balken, der quer durch einen Ziegenstall verläuft. Unter ihm liegen und stehen weiße Ziegen. Ein Borstenbaumstachler hat sich in den Ziegenstall unserer Partnerporganisation verirrt (Bild: Fazenda Saúva)
5. März 2024 - Lesezeit ca. 3 Minuten

Was macht der Baumstachler im Ziegenstall?

Unser Partner-Projekt in Brasilien bekommt immer mal wieder spontanen Dschungeltierbesuch – kein Wunder, es liegt ja auch mitten im Atlantischen Küstenregenwald.
Doch eines Nachts haben die Ziegen, die dort leben, allen Grund, sich zu wundern: Ein seltsames Nagetier schleicht im Stall über ihren Köpfen herum...
 

Bianca, die die „Schule der Bäume“ zusammen mit ihrem Mann leitet,  wollte vor dem Schlafengehen eigentlich nur nochmal nach den Ziegen sehen. „Wir haben Baby-Ziegen, da schauen wir abends immer, ob alles in Ordnung ist“, erzählt sie. Doch plötzlich bemerkt sie, dass  etwa 20 Zentimeter vor ihr ein braunes Wesen auf einem der Balken im Stall hockt. „Ich hatte mich so auf die Ziegen konzentriert, dass ich das Tier gar nicht bemerkt hatte.“
 

Hier das Video

 

Ein braunes Nagetier sitzt auf einem querliegenden Holzbalken direkt unter dem Dach eines Ziegenstalls und schläftDie ganze Aufregung macht müde.... (Bild: Fazenda Saúva)

Binaca hat natürlich sofort Fotos und kleine Videos gemacht, denn so einen Besucher hatten sie auf ihrer Fazenda  noch nie – Papageien, Äffchen, Schlangen und Gürteltiere haben sie schon gesehen. Aber noch nie so einen stacheligen Nager, der die Holzbalken hoch und runter lief. „Zwischendurch war er wohl ziemlich müde und hat geschlafen. Obwohl diese Tiere ja eigentlich nachtaktiv sind.“


Der Besuch ist eine Sensation

„Das ist ein Borstenbaumstachler“, bestätigt die Biologin Luciana Verissimo, als sie die Videos sieht. „Diese Tiere sind vom Aussterben bedroht. Man hat sie 30 Jahre lang nicht mehr gesehen und geglaubt, dass sie bereits ausgestorben wären. Doch dann wurde wieder einer von ihnen gesichtet.“

Über einen Besenstil in die Freiheit

Bianca wollte den Nager natürlich in den Wald zurückbringen und hat recherchiert, was er gern frisst, um ihn von seinem Balken herunterzulocken. „Er mag tatsächlich die Blätter vom Ingá-Baum“, erzählt Bianca glücklich. Denn das ist auch einer ihrer Lieblingsbäume, die sie zahlreich in ihrer Baumschule züchtet und aufforstet. „Ich habe dann schnell ein paar Blätter geholt und konnte den Baumstachler auf einen Besenstiel locken, in eine Kiste setzen und in den Wald bringen.“
 

 

Ende gut, alles gut. Bleibt zu hoffen, dass der neugierige Nager nicht zurückkehrt – weil es ihm bei den Ziegen vielleicht gut gefallen hat...
Schon in der Nacht zuvor war er wohl in der Nähe. Das haben aber nur die Hunde bemerkt; sie haben plötzlich  wild gebellt. Und niemand wusste, warum.
 

Blätterfressende Baumbewohner
 

Rücken-Seiten-Ansicht eines braunen Nagetieres, das auf einem Ast sitzt, von Blättern umgeben(Bild: Fazenda Saúva)

Borstenbaumstachler sind mit Stachelschweinen und Meerschweinchen verwandt. Sie gehören zur Familie der Baumstachler und sind äußerst selten. Denn sie bewohnen nur ein kleines Gebiet im Südosten Brasiliens. Ihr Lebensraum ist daher sehr begrenzt und durch immer mehr Abholzungen bedroht. 
Die Tiere schlafen tagsüber meistens in Baumhöhlen. Nachts machen sie sich dann ganz langsam auf den Weg, um Nahrung zu suchen. Die ist im Wald leicht zu finden, denn Borstenbaumstachler ernähren sich wohl nur von Blättern. Sie werden bis etwa 40 Zentimeter lang, ihr Schwanz misst dann nochmal rund 28 Zentimeter.

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